Die Pyrénées-Atlantiques beinhalten das Pays Basque (Etappen 1-9) und das Béarn (Etappen 10-15). Der in Hendaye beginnende GR10 führt nach 181 km kurz hinter Sainte-Engrâce aus dem Baskenland ins Béarn, bis er schließlich nach weiteren 89 km im Cirque du Litor die Pyrénées-Centrales erreicht.
Pays Basque, Euskal Herria, Baskenland
Die saftig grüne Landschaft des Pays Basque (auf baskisch Euskal Herria) mit den Wäldern und rollenden Hügeln, den kleinen Dörfern in ländlichem Rahmen, durch die der Weg führt, den Häusern mit dem typisch dunkelroten Fachwerk, sowie dem moderaten Klima, erinnern ein wenig an den Schwarzwald oder die Schwäbische Alb. Lieblich und sanft ondulierende Hügel dominieren zunächst das Landschaftsbild, bevor bald ausgedehnte Hochebenen mit dramatisch hinabstürzenden Steilwänden endlose Weitsichten bieten und Schwindelfreiheit verlangen.
Auch wenn der GR10 hier maximal "nur" bis auf gut 1.400 m Höhe ansteigt, sind die Höhenprofile der einzelnen Etappen doch nicht zu unterschätzen. So sind einige Etappen mit jeweils mehr als 1.000 Höhenmetern An- und Abstieg zu bewältigen, was ein gutes Maß an Sportlichkeit erfordert. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass der GR10 fast immer mehrmals am Tag von den erklommenen Graten, Sätteln und Pässen wieder tief in die Täler hinabsteigt. Und das durchgehend bis zum Mittelmeer.
Die baskische Sprache - auf baskisch Euskara - ist für Außenstehende nicht leicht zu erlernen. Die älteste lebende Sprache Europas ist mit keiner anderen Sprache der Welt verwandt. Entsprechend exotisch klingen die Namen der Örtlichkeiten, Pässe und Berge für unsere Ohren: Deskargahandiko Lepoa, Col de Buztanzelhay, Cayolar de Mendikotziague, Col Anhauko Khürütxea, Donibane Garazi (der baskische Name für Saint-Jean-Pied-de-Port). Während im französischen Baskenland noch etwa 50.000 Menschen Baskisch beherrschen, sind es im spanischen Teil noch etwa 700.000.
Viele Häuser sind mit einem Namenszug geschmückt, der oft den Familiennamen der Eigentümer darstellt, manchmal aber auch einen Bezug zur Region, zur Natur oder zur Tätigkeit des Besitzers hat. Besonders schön gefiel mir daran die baskische Schrift, die in solchen Fällen fast immer verwendet wird und auch auf vielen sonstigen Beschilderungen zu sehen ist. Mit dem typischen Querbalken über dem "A" oder unter dem "U", dem geschwungenen Querbalken des "T", etc., hat mich die Schrift immer an eine besondere Episode der Asterix-und-Obelix-Comics erinnert, die ich als Jugendlicher gelesen hatte. Darin kam ein Baske vor, dessen Sprechblasen immer mit baskischem Schriftbild geschrieben waren. Immer wenn ich entlang des Weges die Schrift sah, musste ich unwillkürlich daran denken und schmunzeln :-).
Neben weltbekannten Künstlern wie dem Komponisten Maurice Ravel (Boléro) oder dem Bildhauer, Maler und Filmemacher Nestor Basterretxea Arzadun, ist auch der berühmte Modedesigner Paco Rabanne Baske.
Kulinarische Spezialitäten des Pays Basque sind unter anderem die Garbure und der Gâteau Basque, die ihr unbedingt beide probieren solltet, wenn ihr dort seid. Die Garbure ist ein herzhafter, traditioneller Eintopf, der je nach Region mit verschiedenen Gemüsen gekocht wird - meist mit Fleisch, Geflügel oder Fisch, aber auch vegetarisch. Der Gâteau Basque ist ein köstlicher Mürbeteigkuchen, der mit Kirschmarmelade und/oder Mandelcreme gefüllt ist und oft als Nachtisch serviert wird.
Weite Panoramen aber keine Sauce Béarnaise
Im Béarn knackt der GR10 das erste Mal die 1.500 m Höhenmarke und bringt euch bis auf knapp 2.500 m hoch. Dementsprechend phänomenal sind die Panoramen - und es wird sehr sportlich.
Auch der Charakter der Landschaft ist hier deutlich anders als noch im Pays Basque. Kalkstein und Granit, aus denen die Pyrenäen hauptsächlich bestehen, prägen das Erscheinungsbild maßgeblich. Der Weg führt nun oft auf felsigen Pfaden und entlang schroffen Berghängen bis weit über die Baumgrenze. Dennoch entzückt auch noch auf gut über 2.000 m Höhe meist ein dichter, grüner Pflanzenteppich. Die Hochtäler, Plateaus, Weiden und Hochmoore mit ihrer facettenreichen Flora und Fauna sind eine Augenweide.
Zwischen Etsaut und Gabas betritt der GR10 das erste Mal die Kernzone des Parc National des Pyrénées. Die Kernzone des Nationalparks, der sich auf insgesamt 2.063 km² bis in die Hautes-Pyrénées erstreckt, durchquert der Pyrenäenweg auf dem Weg nach Osten noch mehrmals.
Wenn ihr hofft, im Béarn das Original der Sauce Béarnaise kosten zu können, werdet ihr leider enttäuscht werden. Denn anders als der Name es vermuten lässt, wurde sie nicht hier sondern in der Nähe von Paris erfunden. Der Chefkoch, der die Sauce im Jahr 1837 eher durch Zufall schuf, gab ihr den Namen zu Ehren Henri IV., der aus dem Béarn stammte und dessen Büste im Restaurant stand.
Und nun machen wir uns endlich auf den Weg. Meine Fahrt nach Hendaye und Infos/Tipps zur Anreise und zu Übernachtungsmöglichkeiten am Anreisetag könnt ihr hier nachlesen. Die ungeduldigen können aber auch gleich zu Etappe 1 meiner Wanderung springen ;-).
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